Hiermit distanziere ich mich deutlich vom Inhalt der dpa Meldung vom 09.04.2015 mit der Überschrift „Theaterfestival mit psychisch Kranken in Kassel“ (dpa/lhe). Insbesondere von den Teilen: „Psychisch kranke Schauspieler mimen gesunde Menschen – und umgekehrt“ / „Eine Gefahr gehe von Akteuren nicht aus, betonte Radunz. Die Schauspieler seien zwar zum Teil chronisch krank, nähmen aber Medikamente. Und sie seien nicht akut von einer Psychose betroffen, wenn sie auf der Bühne stehen.“ außerdem von dem unbedachten Wortgebrauch von „Kranke“ und „Gesunde“.

In der Meldung werde ich, Dirk Radunz als einer der Leiter und Initiatoren des Theaterwahn Festivals in Kassel zitiert. Der Meldung zugrunde liegt ein Telefonat vom Morgen des 09.04.2015 mit Herrn Timo Lindemann vom dpa Büro Kassel. Herr Lindemann wollte ergänzende Informationen zur Pressemitteilung mit beiliegendem Programmheft zum benannten Festival. Die daraufhin verfasste Meldung entstellt Gesagtes jedoch in ihrem Sinn völlig ins Gegenteil in einer stigmatisierenden Art und Weise, wie ich dies bisher selten erlebt habe. Dies wird vom entsprechendem Wortgebrauch weiter unterstützt. Die zuvor benannte Pressemitteilung scheint Herr Lindemann jedoch kaum verwendet zu haben.

Deutlich möchte ich betonen, dass die größte Gefahr von vermeintlich Gesunden ausgeht, die Menschen mit psychischen Erkrankungen partout als „gefährlich“ einstufen.

Jeder Akteur mit psychischer Erkrankung geht ein hohes Risiko ein, wenn er offen mit seiner Krankheit umgeht, genau diesen Stigmatisierungen zu begegnen. Dass sie gerade von einem Redakteur der dpa kommen, die sich Objektivität und Verlässlichkeit auf die Fahnen schreibt und von der man mehr eine von Aufklärung und Sachverstand geprägte Berichterstattung erwartet, ist erschütternd.

Die Wirkung der Meldung werte ich zusätzlich als rufschädigend, was die Intention des Festivals und auch meine nun ca. 18 Jahre andauernde Arbeit im Bereich Theater mit der Beteiligung von Menschen mit Psychiatrie- und Psychoseerfahrungen angeht.

Dirk Radunz, Theaterwahn Festival

Mitunterzeichner:

Peter Kern, Geschäftsführer der sozialtherapie Kassel e. V.
Georg Sauer-Lochter, Vorstand von Netzwerk Theater e. V.
Reinhild Alber und Lotta Heinisch, Theaterwahn Festival und Theater Chaosium

Nachtrag:
Herr Lindemann hat sich sofort bei uns gemeldet und ist selbst schockiert über die Wirkung seiner Meldung. Er beteuert, es sei ein Missverständnis, seine Intension war eigentlich eine andere.

Nachtrag zwei
Eine neue dpa Meldung ist zum Ende des Festivals erschienen. Ohne Beanstandungen. Es gibt noch viel zu tun!