Eine performative Zusammenarbeit von
Die Unabsehbaren, Nürnberg
und INSISTERE, Berlin

Datum: Mi. 15.04.2015
Beginn: 20:00 Uhr
Bühne: Halle Dock 4
Web: dieunabsehbaren.de
insistere.org
facebook.com/Die-Unabsehbaren

2014 veröffentlichte das Deutsche Rote Kreuz Nürnberg ein Ausmalkinderbuch für Kinder, deren geflüchtete Familien abgeschoben werden sollen, nachdem ihre Asylanträge abgelehnt wurden. Das Buch möchte auf die anstehende Ausreise „vorbereiten“, Abschied „erleichtern“ und eine Ankunft im sogenannten Herkunftsland als schwierig aber „machbar“ zeigen. Kritisch ist, dass die Praxis der Abschiebung dabei nicht hinterfragt wird. Was in dem Buch außerdem nicht auftaucht ist, dass laut einer UNICEF Studie weit über die Hälfte der abgeschobenen Kinder später extrem traumatisiert über die Abschiebung berichten, dass dies das schlimmste war, was sie je erlebt hatten. Selbst wenn das Buch genau hier ansetzen möchte denken wir nicht, dass man mit einem Kinderbuch auf völligen Realitätsverlust und Desorientierung vorbereiten kann.

Diese Produktion nimmt das Buch als Ausgangspunkt einer performativen Arbeit und verwendet es als ein Script einer Selbstbefragung nach eigenen Traumata, Ausgrenzungen, Zuständen, Ausweisungen, Einweisungen, Fluchtlinien, inneren Abschiebungen, Abgründen, Grenzerfahrungen, Asyl, Migration und vor allem der Frage nach dem eigenen Verhältnis zu Menschen, die geflüchtet sind um woanders an einem sicheren Ort ein friedliches und würdiges Leben führen zu können.

Dabei wird eine behutsame Annäherung aus der Perspektive der eigenen Situation als „Psychatrieerfahrene“, Künstler und Künstlerinnen angestrebt.
Die Protagonisten möchten dabei nicht über andere sprechen, sondern begreifen sich als Akteure auf der Bühne die sie nutzen, um die eigene Haltung zu Flucht, Abgrund und Würde zu beschreiben.

Konzept, Idee und Realisation: Die Unabsehbaren & INSISTERE
Die Unabsehbaren: Alexandra Baumann, Angelika Ender, Regine Burkhardt, Klaus Fial, Tom Bauer, Norman Langer, Martina Invidia, Dieter Mederer, Liz Brauer und Anna Hanus,
INSISTERE: Sabine Reinfeld, Ulf Aminde

Die Unabsehbaren sind eine Künstlergruppe, die durch ihre Praxis ihre Erfahrungen der Diagnose Borderline als Betroffene oder Angehörige verarbeiten, aber auch auf ihre gesellschaftliche Stigmatisierung hinweisen wollen. Beispielhaft war dabei ihre erste Bundesweite Demonstration der Borderlinebetroffenen 2013 in Nürnberg, die aber in Wirklichkeit eine Prozession durch die Nürnberger Innenstadt war und sehr imposant und eindrücklich wurde (Prozession der Unabsehbarkeit, Nürnberg 2013)

INSISTERE fand das erste mal in einer Produktion auf der Berliner Volksbühne zusammen und hat seit dem verschiedenste gemeinsame Formate entwickelt, in denen immer die Frage nach der Haltung zu einer Situation das entscheidende Motiv war. Jenseits von Ironie ist es die Dringlichkeit die hier als Methode gesucht wird. Produktionen unter anderem in den KW Institut for Contemporary Art, Berlin, Invaliden 1, Berlin, TÄT, Berlin. Kollaborationen mit der Nürnberger Künstlergruppe Die Unabsehbaren seit 2012.